Jesus verglich seine Gemeinde mit einem Baum:

„Jesus erzählte ihnen noch ein anderes Gleichnis: „Mit dem Reich, das der Himmel regiert, verhält es sich wie mit einem Senfkorn, das ein Mann auf seinen Acker sät. Es ist zwar das kleinste aller Samenkörner, aber was daraus wächst, wird größer als alle anderen Gartenpflanzen. Es wird ein richtiger Baum daraus, sodass die Vögel kommen und in seinen Zweigen nisten.“

Matth.13,31-32

 

Ein jeder Baum erzählt seine Wachstumsgeschichte in der Baumscheibe. Eine Baumscheibe kann man in drei Bereiche teilen:

  • Den inneren Bereich nennen wir MARK oder KERN
  • Den mittleren Bereich nennen wir JAHRESRINGE mit dem KAMBIUM
  • Den äußeren Bereich nennen wir BORKE oder RINDE

Lasst uns nun kurz die Geschichte des Baumes lesen:

 

Das MARK oder der KERN des Baumes

Wenn wir eine Baumscheibe betrachten, dann sehen wir in der Mitte einen Kern. Hier im Kern, im Mark des Baumes hat einmal alles angefangen. Um diese Mitte herum, hat das Leben der Gemeinde sich entwickelt. Viele werden jetzt an bestimmte wichtigen Personen denken. Die sind zwar in der Mitte; sie sind jedoch nicht die Mitte. Sie sind nicht der Kern, das Mark der Gemeinde. Die Mitte ist Gott, ist Jesus um den sich alles entwickelt. Jesus ist der Dreh- und Angelpunkt des Gemeindelebens. Der gute Gott, der der Gemeinde, der mit uns allen, etwas vorhat ist das Zentrum des Geschehens. Nicht wir Menschen machen es! ER macht es mit UNS.

Die JAHRESRINGE mit dem KAMBIUM

Das lateinische Wort cambium heißt in Italienisch cambiare oder Wechsel. Das Kambium eines Baumes ist die zylinderförmige Wachstumsschicht zwischen der Splintholzzone und der Rinde. Es ist jener Bereich, der sich ständig verändert weil er wächst. Hier entstehen die sogenannten Jahresringe, die  Rückschlüsse auf das Alter des Baumes geben. Wir können mit freiem Auge erkennen, ob es ein trockenes oder  feuchtes Jahr war, in dem der eine oder andere Jahresring gebildet wurde.

Jemand hat mal gesagt, die einzige Konstante ist die Veränderung. Alles was wächst verändert sich und wo Veränderung ist, geht es nicht immer so geordnet zu. Wer dies nicht glaubt den lade ich gerne mal zu mir nach Hause ein, wenn meine acht Enkel am Tisch sitzen.

Die Jahresringe eines Baumes sind ein Symbol für das, was wir Menschen er­leben. Alle unsere mensch­lichen Erfah­rungen und Begegnungen hinter­lassen Spuren, manchmal sogar bleibende Narben, die in den Gesichtern der Menschen oft tief eingegraben sind.

Sie erzählen, wie es ergangen ist, wie sich aus dem zarten Pflänzchen ein Baum entwickelte. Die Jahresringe sind nicht mit einem Zirkel gezogen, nicht jeder Ring hat die gleiche Form, Dicke und Farbe. Es gibt breite und schmale Jahresringe. Die breiten Ringe stehen für fruchtbare Wachstumsjahre, in denen sich der Baum kräftig entfalten konnte, in denen das Klima feucht und warm war. Die schmalen Jahresringe stehen stattdessen für schlechte Jahre. Es waren trockene Jahre, stürmische und kühle Jahre. Das Wachstum war entsprechend verhalten.

Viele unterschiedliche Jahresringe zeichnen das Leben dieser Gemeinde, breite und  schmale. Und dazwischen liegt die Geschichte des Lebens, eure Geschichte, die eure Jahre schön oder schwer gemacht haben.

Breite und schmale Jahresringe

Wir können auf Jahre zurückblicken, gefüllt mit Ereignissen und Geschichten – mit Jahresringen wie diese Baumscheibe. Wir erinnern uns an die Zeiten, in denen alles wie am Schnürchen lief. Was könnten wir da für Geschichten erzählen? Wollen wir kurz innehalten und Gott danken. Gott hat seinen Segen gegeben. Er hat das Wachstum über Jahre wie eine Quelle genährt. Die Wurzeln haben Hektoliter frischen Saft von der geheimen Quelle bis in das letzte Blatt gepumpt.

Aber, wie das eben ist: Da sind auch die schmalen Jahresringe. Knappe und arme Zeiten, kaum Wachstum! Phasen, in denen vieles nicht da war, von dem heute vieles so selbstverständlich scheint. Es gab Abschiede und Verluste, die an die Substanz gingen und einem den Boden unter den Füssen schier wegrissen. Die Gemeinde ist trotzdem gewachsen, durch Geschwister die die Gemeinde verlassen haben und durch Geschwister die die Gemeinde gefunden haben. Es gab Zeiten wo alles verloren schien, wo man nicht mehr den guten Gott an der Seite fühlte, wo man mutterseelen­allein war, wo die Kraft zu Ende war.

Und doch ist der Baum gewachsen und stärker, höher, breiter und ausladender geworden.

Die schmalen Jahresringe eines Baues haben ein besonders gutes und widerstandfähiges Holz hervorgebracht und verleihen dem Baum Stabilität. Der Durst der trockenen Jahre war nötig, damit die Wurzeln sich tiefer in das Erdreich gruben. Manch heftiger Sturm war nötig, damit das Wurzelwerk und der Stamm kräftig wurden.

Kann es sein, dass wir Menschen gerade in den Phasen des Lebens, wo es nicht leicht war, eine besondere Kraft und einen besonderen Tiefgang bekommen haben? Wir brauchen die Stürme im Leben, damit wir keine Flach­wurzler bleiben, damit wir stabil werden für das, was Gott mit uns vorhat.

Welche Jahre waren wohl die wertvollsten? Die, in denen wir verwöhnt vom Leben waren, oder die, wo die Schritte mühsam und beschwerlich waren?

 

Die BORKE oder die RINDE

Der Stamm ist von einer Rinde umgeben, einer Schutzschicht, die all das Leben schützend umhüllt.  Wird die Rinde abgeschlagen, stirb das Kambium ab.

Übertragen auf unser Leben kann man wohl sagen: Die Rinde ist die Liebe! Die Liebe, die uns miteinander verbindet, die aber nicht aus uns selbst kommt, sondern von Gott ausgeht. In ihr ist unser Leben aufgehoben, geschützt mit dem, was uns gelungen ist, mit dem, was wir erlitten haben. Nichts ist verloren, nichts ist vergeblich gewesen. Alles ist aufgehoben und umhüllt von der Liebe Gottes. In der Liebe Gottes, die uns wachsen lässt wie einen Baum, die uns trägt und in der wir wurzeln. „Die Liebe Gottes, die ausgegossen ist in eure Herzen durch den Heiligen Geist“ (Röm. 5,5).

Petrus sagt uns: „denn die Liebe deckt viele Sünden zu.“ 1. Pt. 4,8. Wo Menschen zusammen kommen, passieren Verletzungen, Beleidigungen, Kränkungen aller Art. Wäre da nicht eine Borke der Liebe, die alles darunter schützt, würde der Baum sterben.

 

Glückwünsche

Möge Gott seine Güte und Barmherzigkeit niemals von Euch nehmen.

Möge er Euch, einen neuen Frühling, Sommer, Herbst und Winter, mit Wachstum nach Innen und Außen schenken.

Möge Gott viele weitere Jahresringe hinzukommen lassen, damit dieser Baum zu einem Lebensbaum werde, in dessen Schatten viele Menschen sich zuhause fühlen.

Möge der Herr durch die Früchte eures Baumes, der Gesellschaft zwölfmal jährlich Nahrung geben, damit sie heil werde (Of. 22,2).

Möge der gute Vater euch, eure Kinder und Kindes- Kinder an der Hand führen, hinein in das Reich seines lieben Sohnes, Jesus Christus!

Amen.

SK

Die Schutzfunktion der Kirche in der Welt

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