„Das Gesicht des Menschen erkennst du bei Licht, seinen Charakter im Dunkeln.“
Das Selbstmanagement von Leitern das heißt, dass sie eine Selbstverpflichtung eingehen, sich als Leiter konstant weiterzuentwickeln, ist für viele eine schwere Aufgabe. Es gibt kaum etwas Tragischeres, als mitansehen zu müssen, wie Eifer, Talent und ein von Gott gestecktes Ziel scheitern, weil ein Leiter es versäumt hat, an sich zu arbeiten. Wie oft betrachte ich jemand, der alle Talente der Welt hat, und denke: “Wenn du nur dieses eine entscheidende Konzept verstanden hättest, wäre alles anders gekommen.[i]“
Um ein Ältester oder ein Diakon (Diener) werden zu können, braucht es objektive, messbare Eignungsmerkmale. Nicht jeder Christ ist gleichermaßen für diese Aufgabe geeignet. Somit ist es aus biblischer Sicht falsch, einen Ältesten oder Diakon nur durch Mehrheitsentscheid zu wählen. Vor einer allfälligen Wahl, sollten die biblischen Kriterien geprüft und validiert werden.
Die Gemeinde darf keine Person nur aufgrund ihres Wunsches, ihrer Bildung oder Fähigkeiten in den Dienst stellen. Vielmehr sollte die Gemeinde bei der Einsetzung von Pastoren oder Leitern auch heute sich vom Heiligen Geist leiten lassen und sich an die Richtlinien halten, die in Gottes Wort festgelegt sind. Diese Maßstäbe sind absolut (d.h. gültig für alle Menschen in allen Situationen und Zeiten) und müssen eingehalten werden, um Gottes Ehre zu wahren, sein Reich zu fördern und die Glaubwürdigkeit des pastoralen Dienstes aufrechtzuhalten.[ii]
Eignungsmerkmal: Ehe und Sexualität:
Ein Ältester muss ein Mensch sein, der ein einwandfreies Leben führt. Er soll seiner Frau treu sein. (1.Tim.3,2 NL)
In einem Managementseminar, an dem ich teilgenommen habe, sagte der Referent: „Wenn ihr mit dem Flugzeug fliegt, ist es wichtig, dass der Pilot euch sicher von A nach B bringt. Ob er mit seiner Frau Streit hat oder sie betrügt oder sie schlägt ist für die Passagiere ganz egal. Er muss ganz einfach nur seinen Job gut machen!“
Wie wir im Vers oben gesehen haben, gelten für die Gemeindeverantwortliche andere Regeln. Der Älteste (Leiter), soll ein einwandfreies Leben führen und seiner Frau treu sein. Dieses Eignungsmerkmal ist ganz praktisch. Hätte die katholische Kirche dieses Prinzip bei den Priestern und Bischöfen so beibehalten wie Paulus es lehrte, wäre die Kirche heute eine andere. Paulus will auf Nummer sicher gehen: ein Ältester soll Sex haben, guten Sex. Das sexuelle Verlangen abzuwürgen oder zu unterdrücken, ist wie das Überdruckventil eines Dampfdrucktopfes zuzuschrauben. Es passiert nach außen hin nichts mehr, bis dass der Topf explodiert und großen Schaden anrichtet. Er soll jedoch seiner Frau, seinem Ehepartner treu bleiben. Dies ist umso wichtiger, weil Älteste, Pastoren und andere Leiter der Gemeinde, viel Kontakt mit Menschen aus dem andern Geschlecht haben.
Buchstäblich könnte das griechische Wort „mias gynaikos“ als ein „Ein-Frau-Mann“ übersetzt werden, d.h. ein Mann der seiner Frau treu ist. Bemerkenswert ist auch, dass die lateinische Version dieses Ausdrucks „univera“ auf vielen römischen Grabsteinern in Italien und Nordafrika zu finden ist, ein Hinweis darauf, dass unter den Heiden der römischen Welt die Treue in einem lebenslangen Ehebund als Tugend galt.[iii]
Es gibt natürlich auch Männer und Frauen, die „zölibatär“ leben können. Dies ist jedoch eine Gabe Gottes, die nicht jeder hat.
Eignungsmerkmal: Selbstbeherrschung, Selbsteinschätzung
„Er soll Selbstbeherrschung haben, besonnen leben und einen guten Ruf besitzen“ (1.Tim.3,2)
Die Selbstbeherrschung hat mit Selbstdisziplin zu tun. Menschen, die keine Selbstdisziplin haben, lassen sich leicht ablenken und von ihrem Weg abbringen. Sie kaufen oder verkaufen, bis ihre finanzielle Situation außer Kontrolle gerät. Sie können sich beim Essen und Trinken nicht beherrschen und haben ihre sexuellen Lüste nicht unter Kontrolle.
Besonnen zu sein, hat mit der Selbsteinschätzung zu tun. Paulus drückte es so aus: Seid ehrlich in eurem Urteil über euch selbst und messt euch daran, wie viel Glauben Gott euch geschenkt hat (Röm.12,3). Ein Leiter in der Gemeinde, muss sich selbst und die anderen richtig einschätzen. Er muss seine Stärken, aber auch seine Schwächen kennen und dazu stehen.
Mit dem „guten Ruf“ ist das so eine Sache: In unserer Gesellschaft ist man als praktizierender Christ bald als „Sektierer“ verschrien und der gute Rufe ist dahin. Das war aber bei Jesus und den Aposteln genauso. Deshalb hat der gute Ruf mit unserem Leben zu tun. Die Gemeinde sollte keinen Leiter haben, der den Ruf eines Lügners, oder Trinkers usw. hat.
Eignungsmerkmal: Gastfreundschaft und Lehre
Er soll gastfreundlich sein und fähig, andere zu lehren. (1.Tim.3,2)
Ein Ältester, der nicht gastfrei ist, nicht gerne mit Menschen ist, kann Menschen schlecht leiten, fürsorglich sein und Menschen lehren. Paulus schrieb der Gemeinde in Rom: Seid gastfreundlich und öffnet für Gäste euer Haus (Röm 12.13b). Die urchristliche Gemeinde ist in Häusern entstanden. Heute spielt das Haus und die Gastfreundschaft eine zentrale Rolle in der Evangelisierung.
Ein Leiter soll lehrfähig sein. Die Lehre nimmt im neuen Testament einen besonderen Platz ein. Paulus ermahnt seinen Mitarbeiter immer wieder, gesund zu lehren: Halte dich an das Vorbild der gesunden Lehre (2. Tim 1,13). Was immer du sagst, soll der gesunden Lehre entsprechen (Titus 2,1). Es gibt leider auch in christlichen Kreisen „ungesunde Lehre“, Lehre die krank macht und Gemeinden zerstört.
Eignungsmerkmal: Umgang mit Süchten und Aggressionen
„Er darf kein Trinker oder gewalttätiger Mensch sein..“ (1. Tim. 3,3)
Der Älteste darf kein Trinker sein. Der Alkohol, aber auch alle anderen Abhängigkeiten von Süchten, zerstören das Miteinander.
Ein Mensch, der gewalttätig ist, hat sich selbst nicht unter Kontrolle und eignet sich nicht zur Führung einer Gemeinde.
Eignungsmerkmal: Freundlichkeit, Friedfertigkeit und Geldliebe
„…sondern er soll freundlich und friedliebend sein und darf nicht am Geld hängen“ (1. Tim. 3,3b)
Er soll freundlich, friedliebend, gütig, entgegenkommend, nachgiebig sein, das Gegenteil von unbeugsamer Strenge. Oft vermisse ich in christlichen Einrichtungen diese Tugenden. Oft sind religiöse Menschen unnahbar, streng, aggressiv, streitsüchtig usw. Solche Menschen sollen keine Gemeinde leiten.
Die Liebe zum Geld ist ein ganz wichtiges Eignungsmerkmal. Satan greift die Diener Gottes immer mit der gleichen Masche an: money, sex and power. So viele Diener Gottes hatten in diesen Bereichen ihr Leben nicht im Griff und sind gescheitert. Wenn jemand eine Gemeinde leiten will und selbst geizig ist, den Zehnten nicht gibt, der eignet sich nicht für den Dienst.
Geld hat die Tendenz, ganz von uns Besitz zu ergreifen. Entweder wir werfen das Geld aus dem Fester, um damit anzugeben, oder wir sitzen auf dem Geld und klammern uns ängstlich daran. Wie könnte ein spiritueller Umgang mit Geld aussehen? Der spirituelle Umgang mit Geld besteht darin, den Menschen zu dienen und ihnen Lust am Leben zu vermitteln. Wo alles vom Geld abhängt, wo Geld den Menschen beherrscht, da wir ungeistlich mit Geld umgegangen. Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen und nicht das Geld. Geld kann den Charakter verderben. Geld kann blind machen für die eigentlichen Werte des Lebens. Geld wird dazu benutzt, mein mangelndes Selbstwertgefühl zu heben. Ich verstecke mich hinter dem Geld, um der Wahrheit meines Lebens aus dem Weg zu gehen. All diese Gefährdungen des Geldes muss ich erkennen um mich davon frei zu machen. Der spirituelle Umgang mit dem Geld wird nur gelingen, wenn ich mich mit meinen Leidenschaften auseinander setzte und mich nicht mehr von Habsucht und Gier, die wohl in jeden Menschen steckt, bestimmen lasse.[iv]
Eignungsmerkmal: Familie
Es ist nötig, dass er ein guter Familienvorstand ist und dass seine Kinder ihn achten und ihm gehorchen. Denn wenn ein Mann es nicht versteht, seiner Verantwortung im eigenen Haus gerecht zu werden, wie soll er dann für Gottes Gemeinde sorgen? (1. Tim. 3,4-5)
Die Familie ist ein grandioses Übungsfeld für den Dienst in der Gemeinde. Paulus sagt, schau hin und du wirst erkennen, ob der Mann oder die Frau sich eignen oder nicht. Wenn die Familie im Chaos ist und er Gemeindeleiter wird, dann wird bald auch die Gemeinde im Chaos liegen.
Eignungsmerkmal: Beständigkeit
Ein Ältester sollte auch nicht erst vor kurzem gläubig geworden sein, damit er nicht stolz wird, schon so früh ein Amt innezuhaben, und der Teufel seinen Stolz benutzt, um ihn zu Fall zu bringen (1. Tim. 3,6).
Jemand, der einer Gemeinde vorsteht, soll kein Neuling sein. Er soll sich zuerst bewähren. Bevor jemand als Ältester einer Gemeinde vorsteht und Verantwortung trägt, soll er zuerst als Diener/Diakon, als Verantwortlicher für einen Teilbereich gearbeitet haben. Den wahren Charakter eines Menschen erkennt man nicht in der Kirche, sondern bei der Arbeit!
Es ist zu oft schon vorgekommen, dass ein junger Mann oder Frau, von einer theologischen Ausbildung zurück in seine Heimatgemeinde gekommen ist, und dort großes Unheil angerichtet hat. Wir sollen den jungen, dynamischen Kräften helfen, dass sie Lebenserfahrung sammeln können, ohne dass sie gleich zu viel Verantwortung tragen zu müssen.
Die Gemeinde Jesu ist die Hoffnung der Welt, und ihre Zukunft liegt in erster Linie in der Hand der Menschen, die sie führen![vi]
SK – info@christengemeinden.it
Biblische Leiterschaft 5 – Inkulturation der Gemeinde durch Leiter
Quellen:
[i] Die Kunst des Führens, ISBN 978-3-86591-857-4, S.13-14 – Zitat von Dr. Henry Cloud
[ii] Stamp Studien Bibel S. 2278
[iii] Stamp Studien Bibel S. 2279
[iv] Menschen führen – Leben wecken von Anselm Grün, dtv Verlag, ISBN 978-3-423-34277-3, S.67-72
[v] Stamp Studien Bibel S. 2279
[vi] Mutig führen, Bill Hybles, ISBN 3-86591-802-6, S.29