„Der Herr aber sprach: Wer ist wohl der treue und kluge Verwalter, den der Herr über seine Dienerschaft setzen wird, damit er ihnen zur rechten Zeit die verordnete Speise gibt?“

Lukas 12,42

 

Gottes Verwalter

Diese Worte Jesu sprechen ein gesellschaftliches Weltbild an, das wir so nicht mehr kennen. Der antike Haushalt entsprach nicht der modernen, westlichen Kleinfamilie, sondern einem Mehrgenerationenhaushalt, mit Angestellten und Sklaven. In diesem Haushalt gab es ein Familienoberhaupt, das oft die Verwaltung einem Verwalter, meist einem gebildeten Sklaven übergeben hatte, der in seinem Auftrag den Haushalt führte[1].

Wir kennen dieses Bild von Josef in Ägypten. Wo auch immer er hinkam, führte er den Haushalt anderer. Zuerst beauftragte ihn Potifar, dann der Kerkermeister und zuletzt sogar der Pharao.

Die wichtigste Aufgabe eines Verwalters bestand darin, Essen für alle, im Haus, bereitzustellen. Nur dann konnten alle Familienmitglieder und das ganze Gesinde in Frieden zusammen wohnen und arbeiten.

Ich habe so einen Verwalter bei den Hutterern, in Kanada, kennen gelernt. Die Hutterer sind eine christlich- täuferische Gemeinschaft, die ihre Ursprünge in Südtirol hat. Sie leben noch heute auf Bruderhöfen in Gütergemeinschaft, d.h. sie haben keinen Privatbesitz. Deshalb geht in der Regel die hutterische Hausfrau auch nicht einkaufen, sondern der Verwalter besorgt alles, was die Gemeinschaft zum Leben braucht[2].

Die Geschichte der anvertrauten Talente

Jesus erzählte eine Geschichte, die sich in seiner Zeit zugetragen hatte[3]:

Ein reicher Mann, Archelaus, der Sohn von Herodes des Großen, zog für längere Zeit nach Rom, um vom Kaiser Augustus die Königswürde zu empfangen. Sein Vermögen teilte er, während seiner Abwesenheit, zur Verwaltung auf drei seiner Untergebenen auf (Lukas 19, 13 berichtet von zehn). Er gab den ersten 5 Talenten. Das entsprach 50.000 Silberstücke oder dem Lohn von 100 Jahren Arbeit[4]. Dem zweiten gab er 2 Talente, also einen Gegenwert von 40 Jahren Arbeit und dem dritten gab er 1 Talent.

 

Dieser Mann der „nur“ 1 Talent empfangen hatte, drehte sich um und sah, dass seine Kollegen 2 Talente und 5 Talente empfangen hatten und war bitter enttäuscht. Er sagte zu sich: „Ich habe nur 1 Talent bekommen. Offensichtlich braucht mich mein Herr nicht. Er vertraut mir nicht mehr an. Alle anderen haben mindestens doppelt so viel erhalten; nur ich habe 1 Talent.“

Auf einmal war sein Talent, das 10.000 Silberstücke wert war, wertlos geworden. Er nahm einen Spaten, buddelte in seiner Enttäuschung ein Loch und vergräbt das eine Talent in den Boden.

Dabei hatte er ein Vermögen bekommen! Das war objektiv gesehen, ein immenser Reichtum, von dem 98% der Bevölkerung nur träumen konnte.

 

Der unkluge Verwalter sollte nicht auf den Sack mit den Silbermünzen der Anderen schauen, sondern auf den eigenen!

Sein Herr kam zurück

Als sein Herr eines Tages zurückgekommen war, wollte er sein Vermögen mit Zinsen wieder haben. Er rief deshalb seine drei Verwalter zu sich.

Der erste kam und brachte seinem Herrn seine 5 Talente und darüber hinaus präsentierte er ihm ganz stolz 5 weitere Talente, die er dazu gewonnen hatte. Er berichtete seinem Herrn Einzelheiten, wie er das Geld investierte, wie er damit gearbeitet, riskiert und es schließlich verdoppelt hatte. Sein Herr freute sich und belohnte ihn mit der Verwaltung von zehn Städten, seines neuen Königreiches.

Auch der zweite Freund kam und brachte ihm die 2 Talente zurück und 2 weitere, die er dazugewonnen hatte. Sein Herr freute sich über den Verwalter und belohnte auch diesen.

Dann kam jener Verwalter, der 1 Talent empfangen hatte und sagte: „Hier hast du dein Talent wieder. Ich habe es vergraben, aus Angst es zu verlieren.“ Sein Herr wurde daraufhin wütend, nahm ihm das 1 Talent weg, gab es dem, der 10 Talente hatte und lies den unnützen Verwalter ins Gefängnis werfen.

Woran erkennt man einen klugen Verwalter?

Ein Verwalter teilt gute Nahrung aus! Eine positive Grundeinstellung zum Leben, ist beste Nahrung für Menschen, die ihn umgeben. Es baut andere Menschen auf und sie entwickeln sich gesund.

Eine negative Grundeinstellung zum Leben, sucht im anderen immer das, was gerade fehlt, was noch nicht da ist, ohne das wertzuschätzen, was an Positiven schon vorhanden ist. Eine solche Einstellung frustriert Menschen, entehrt sie, beraubt sie ihrer Freude und Würde. Die Kritik, die sie weitergeben, mag wohl sachlich korrekt sein. Sie wirkt jedoch wie beigemischtes Gift in der Speise, das langsam zum Tod führt.

Ein guter Haushalter Gottes, gibt gute Speise allen, die im Hause wohnen, egal wie sie aussehen und egal was sie tun!

Talente entdecken

Ich arbeitete vor einigen Jahren in einem Industrieunternehmen als Qualitätsmanagement- Beauftragter. Immer wenn ich Probleme mit meinem Computer hatte, holte ich mir einen jungen Mann, der an einer Linie stand und Endprodukte einpackte. Er war ein hochbegabter Mann, der nach seiner monotonen Arbeit jede Freizeit hinter seinen Computern zu Hause verbrachte. Eines Tages wurde die Stelle als IT Manager im selben Unternehmen vakant. Ich ging also zum Verantwortlichen und sagte, „dort an der Linie steht ein hochbegabter IT Spezialist. Gib ihm die Chance in der IT Abteilung mitarbeiten zu dürfen. Er konnte also für drei Wochen seinen Arbeitsplatz verlassen, um diese neue Arbeit aus zu probieren. Heute nach 15 Jahren ist er immer noch dort. Er verrichtet die Arbeiten besser als andere, die die entsprechende Ausbildung haben.

Gott ist der Geber von Gebern

Wer ist nun der treue und kluge Knecht, den der Herr über sein Gesinde gesetzt hat, dass er ihnen zur rechten Zeit Speise gebe? Selig ist der Knecht, den sein Herr, wenn er kommt, das tun sieht. Wahrlich, ich sage euch: Er wird ihn über alle seine Güter setzen.

Matthäus 24,45-47

Die Reichtümer die Gott gibt, sind dafür da, dass sie weiter gegeben werden. Wenn wir sie nur für uns selbst ein hamstern und nicht mit anderen teilen, sind wir in Gottes Augen wie das Tote Meer, das einen Zufluss, aber keinen Abfluss hat. Das Wasser ist über Jahrtausende verdunstet und das Meer wurde zu einer leblosen Salzlake. So können auch Christen werden, die nur empfangen, jahrelang im Gottesdienst konsumieren und niemanden am Empfangenen teilhaben lassen.

Wenn wir die empfangenen Reichtümer, anderen weiter geben, seien sie finanzieller, kultureller oder geistlicher Natur, dann wird uns Gott mit weiteren Reichtümern segnen und sagen:

„Du bist ein guter Mann! Du hast das Wenige zuverlässig verwaltet, ich will dir viel anvertrauen“ [5].

Ein jeder von uns hat mindestens ein Talent empfangen!

Erkenne das Talent, das Gott DIR gegeben hat. Wertschätze es. Schau nicht auf das, was andere mehr empfangen haben als du. Fange an, das Wenige, das du empfangen hast, für andere einzusetzen. Dann erst geschieht Vermehrung! Die Vermehrung von den fünf Broten und zwei Fischen, geschah während dem Austeilen. Die Jünger erkannten dies erst, als die Gäste gegangen waren und sie die Reste vom Boden auflasen.[6]

Wir behalten nur das, was wir anderen weiter geben

Dies scheint ein Widerspruch zu sein. Doch genau dies tat der Herr, indem er das Talent dem wieder weg nahm, der es in seiner Abwesenheit vergraben hatte: „Darum nehmt ihm das Talent weg und gebt es dem, der die zehn Talente hat! Denn wer hat, dem wird gegeben werden, damit er Überfluss hat; von dem aber, der nicht hat, wird auch das genommen werden, was er hat.“ Matthäus 25,28-29

 

Frage

  1. Welche Begabungen und Talente hat Gott in dein Leben hinein gelegt und wie kannst du sie nutzen?
  2. Wo vergleichst du dich immer noch mit anderen?
  3. Siehst du Begabungen in anderen Menschen und wie kannst du sie ermutigen diese einzusetzen?

SK


 

„Gib mir deine zwei Fische und fünf Brote“ – Jesus vermehrt was du Ihm gibst


Quellen:

[1] https://christengemeinden.it/die-oekonomie-gottes/

[2] http://www.hutterites.org/

[3] Matthäus 25,14-30; Lukas 19,12-26 – Archelaus, der Sohn von Herodes dem Großen musste im Jahre 4 n. Chr. nach Rom, um die von seinem Vater getroffenen testamentarischen Verfügungen über seine Nachfolge in der königlichen Herrschaft für gültig erklären zu lassen.

[4] Fußnote Neue Evangelische Übersetzung zu Matthäus 25,15

[5] Matthäus 25,21 NeÜ

[6] https://christengemeinden.it/gib-mir-deine-zwei-fische-und-fuenf-brote/

 



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