Jesu Himmelfahrt und Inthronisierung ist das Endziel eines langen Prozesses. Lasst uns entdecken, warum diese Wahrheit so essentiell wichtig ist.

Zugegeben, diese zwei Begriffe klingen abstrakt und für einen Artikel wenig attraktiv. Gerade deshalb, wollen wir uns auf eine Entdeckungsreise begeben, auf der wir unsere gewohnte, materielle Welt verlassen, um in eine geistige Welt einzudringen, die mit unseren Sinnen nur schwer erfasst werden kann.

Start und Ziel

Das Leben Jesu war wie ein Lauf eines Sportlers einer der Kampfbahn (1.Kor.9,24). Was war denn wichtiger, der Start oder das Ziel und der Sieg? Ist dabei sein alles?

Die Christenheit feiert ausgiebig den Start, das Weihnachtsfest, aber die Himmelfahrt und die Inthronisierung, das Ziel wird kaum gefeiert und ist bei uns auch kein kirchlicher Feiertag. Dabei ist sie die Krönung seines Lebens und Sterbens. Ja, der Apostel Paulus schreibt seinen Kritikern, dass, „wenn Christus nicht auferstanden wäre, unser Glaube nichtig wäre und wir noch die Schuld der Sünden tragen müssten. Wir wären die Elendsten unter allen Menschen, weil wir auf etwas hoffen, was es in Wirklichkeit gar nicht gibt“ (1. Kor.15,13-19). Wir erkennen daran, dass die Auferstehung Jesu, für die ersten Christen, von zentraler Bedeutung war, ja man könnte sogar sagen, es ist im wahrsten Sinne des Wortes, die Krönung seines Lebenswerkes.

Himmelfahrt

Wir aufgeklärte Christen tun uns hart mit dem Begriff Himmel. Bislang haben weder die Astrologen noch die Weltraumfahrer einen geheimnisvollen Ort, der ein Himmel sein könnte, ausfindig gemacht. Im Kosmonautenmuseum in Moskau, wo die Errungenschaft der Sputniktechnik glorifiziert wird, steht folgende Bemerkung vom Kosmonaut Jurij Gagarin: „Im Weltraum ist es finster, Genossen; im Himmel gibt es keinen Gott“. Die Bibel und der Kosmonaut reden jedoch von verschiedenen Dingen. Gott hält sich nicht jenseits der Wolken auf, auch nicht in irgendeinem entfernten Teil des Sonnensystems. Viele denken immer noch, dass der Himmel ein Ort sein könnte, irgendwo im Universum. Sie können sich nicht vorstellen, dass noch andere Dimensionen möglich sind.

Jesus sagte seinen Jünger, dass das „Reich Gottes mitten unter euch ist“ (Lukas 17,21), was nichts anderes bedeutet, als dass dieses Reich eine geistliche und keine materielle Dimension ist. Es ist gegenwärtig, so real wie Radiowellen, die wir nicht hören können, weil wir haben keinen Empfänger haben. Somit ist die Himmelfahrt weniger ein Hinauffahren, wie es die Jünger mit ihren irdischen Sinnen erlebten (Lukas 17,51)[1], als vielmehr der Wechsel von der materiellen Gestalt in eine geistliche Gestalt.

Inthronisierung

Als Jesus auf der Erde lehrte, sprach er unentwegt vom „Reich Gottes“. Jesus hat nie gesagt, dass er nur auf die Erde gekommen sei, um die armen Sünder zu retten. Dass er dies trotzdem tat, ist in einem größeren Zusammenhang zu sehen:

Gott will sein Reich wieder herstellen, dafür setzt er einen König ein und ruft ein Volk.

Dieses Volk unterwirft er nicht durch einen Krieg, um sie nachher gegen ihren Willen zu beherrschen. Das Volk, das er beruft, ist schon von seinem Widersacher beherrscht und versklavt. Er bietet ihnen die Hand die Sklaverei zu verlassen, bezahlt alle Schuld und wer will der komme und wer nicht will, soll es bleiben lassen. Mit dem Einen baut er schließlich sein neues Reich, mit Jesus dem König, während er die anderen fortschickt, so wie sie es wünschen.

Es gibt kein Reich ohne eine Regierung. An der Spitze der Regierung steht ein König (od. Präsident) und dieser König wurde irgendeinmal angelobt. So ist es auf der Erde und so ist es auch im Himmel. Nun bedient sich die Bibel einer Praxis, die wir in Südeuropa nur noch aus den Märchenbüchern kennen, aber in vielen Monarchien sich noch erhalten hat. Die letzte Thronbesteigung in Europa gab es vor einem Jahr, als König Willem-Alexander I. den Oranje Thron bestieg und die niederländische Krone entgegennahm. In diesem Moment wurde aus dem Privatmann Willem-Alexander ein König, an der Spitze einer Regierung und höchster Repräsentant der Niederlande.

Als Jesus, „zum Himmel fuhr“ und zum Vater kam, „hat er sich zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt“ (Hebr. 1,3 ff). Die Angelobung des Vaters geschah mit folgenden Worten:

„Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache“ (Hebr. 1,13 Lut).

Das letzte Buch der Bibel bezeugt „von Jesus Christus, welcher ist der treue Zeuge, der Erstgeborene von den Toten und Herr über die Könige auf Erden“ (Offb.1,5 Lut).

Unsere Erfahrung und Wahrnehmung

Dem Apostel Paulus war es ein großes Anliegen, dass die Gläubigen diese transzendente Wirklichkeit verstanden. Deshalb schrieb er ihnen: „Ich bete, dass eure Herzen hell erleuchtet werden, damit ihr die wunderbare Zukunft, zu der er euch berufen hat, begreift und erkennt, welch reiches und herrliches Erbe er den Gläubigen geschenkt hat. Ich bete, dass ihr erkennen könnt, wie übermächtig groß seine Kraft ist, mit der er in uns, die wir an ihn glauben, wirkt. Es ist dieselbe gewaltige Kraft, die auch Christus von den Toten auferweckt und ihm den Ehrenplatz an Gottes rechter Seite im Himmel gegeben hat. Jetzt ist er als Herrscher eingesetzt über jede weltliche Regierung, Gewalt, Macht und jede Herrschaft und über alles andere, in dieser wie in der zukünftigen Welt. Gott hat alles der Herrschaft von Christus unterstellt und hat Christus als Herrn über die Gemeinde eingesetzt“ (Epheser 1,16-22).

Fazit

Jesus ist geboren, er hat unter den Menschen gewirkt, ist gestorben und auferstanden. Hätte der Prozess bei der Kreuzigung geendet, wie er in der Wahrnehmung der meisten Christen endet, hätten wir wahrscheinlich nie etwas von Jesus gehört. Seine Erlösung hätte uns nicht gefunden. Er wäre im Lauf der Geschichte untergegangen. Dass dem nicht so ist, verdanken wir der Tatsache, dass er nach der Auferstehung aufgefahren ist zum Vater, um dort das Reich aus seiner Hand zu bekommen.

Wir, seine Gemeinde, sind nun in der Umsetzungsphase, in der Verwirklichung seines Reiches mit eingebunden (Vaterunser: dein Reich komme). Deshalb hat er uns zu „Königen und Priestern berufen“ (Offb. 1,6), um mit ihm an der Vollendung seines Reiches zu arbeiten. Welch ein Privileg!

stefan.kuhn@outlook.com

Befreit aus der Gewalt des Teufels

[1] Um den Menschen komplexe geistliche Wahrheiten verständlich machen zu können, gebrauchte Jesus eine Vielzahl an Metaphern und Bildern. Jesus sagte, er sei der wahre Weinstock; natürlich nicht im buchstäblichen Sinne. Er sagte, er sei das Lamm, das die Sünden der Welt trägt; aber er fängt nicht an zu blöken usw. Wenn Jesus in Lukas 24 „gen Himmel fuhr“, war das eine Handlung die seine Zeitgenossen verstanden und einordnen konnten. Es wäre jedoch falsch, abgeleitet aus diesen Versen, einen Ort im Weltall zu lokalisieren, der der Himmel sein könnte.

{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}