Kaiser Augustus und Jesus. Sie hatte vieles gemeinsam und doch waren sie ganz unterschiedlich.
Bibeltext:
Damals befahl der Kaiser Augustus, alle Bewohner des Römischen Reiches zu zählen und in Steuerlisten einzutragen. Es war das erste Mal, dass solch eine Volkszählung durchgeführt wurde. Sie geschah, als Quirinius Statthalter der Provinz Syrien war. So ging jeder in die Stadt, aus der er stammte, um sich eintragen zu lassen. Auch Josef machte sich auf den Weg. Er gehörte zur Nachkommenschaft Davids und musste deshalb aus der Stadt Nazaret in Galiläa nach der Stadt Bethlehem in Judäa reisen, um sich dort mit Maria, seiner Verlobten, eintragen zu lassen. Maria war schwanger, und als sie in Bethlehem waren, kam für sie die Zeit der Entbindung. Sie brachte ihr erstes Kind zur Welt. Es war ein Sohn. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn dann in eine Futterkrippe, weil in der Unterkunft kein Platz für sie war.
Lukas 2,1-8
Namen
Was für hochtrabende Namen werden bei der Einleitung der Weihnachtsgeschichte genannt? Der römische Kaiser Augustus und der römische Statthalter Quirinius von Syrien. Was war dagegen schon Josef und Maria, die im letzten Winkel der Welt, in Bethlehem, bei den Schafherden ein Kind zur Welt brachten?
Hätte es damals Zeitungen und Fernsehen gegeben, hätte man von Kaiser Augustus oder vom Statthalter Quirinius berichtet, aber sicher nicht von der Geburt eines Kindes, bedeutungsloser Eltern. Dieses Ereignis war aus der Perspektive jener Zeit völlig irrelevant.
Nach 2000 Jahren jedoch, beschäftigt uns dieses Kind in der Futterkrippe immer noch. Die großen Namen wie Kaiser Augustus und seinesgleichen, finden wir in unseren Geschichtsbüchern erwähnt; aber was sie bewegte, was sie dachten, was sie der Gesellschaft mitteilen wollten, interessiert niemand mehr.
Lasst uns einen Moment die Zeit zurückdrehen und in die Zeit Jesu eintauchen.
Augustus, der falsche “Sohn Gottes”
Sein vollständiger Name war Gaius Julius Caesar Oktavianus. Er war der Adoptivsohn seines legendären Onkels, Julius Cäsar. Nach dessen Ermordung hinterließ er dem neunzehnjährigen Oktavianus ein riesiges Reich, das sich vom Rhein zum Nil und von Gibraltar bis an den Euphrat erstreckte. Den Beinamen Augustus wurde ihm vom römischen Senat als Ehrentitel verliehen. Augustus heißt „der Erhabene“. Und das war er tatsächlich.
Seine Körpergestalt war hervorragen. Sein Gesichtsausdruck war – er mochte reden oder schweigen – von solcher Ruhe und Erhabenheit, dass ein gallischer Häuptling einmal seinen Landsleuten gestand, „wegen dieses Ausdrucks habe er es nicht übers Herz bringen können, ihn, wie er sich vorgenommen hatte, in einen Abgrund zu stürzen.” Bereits mit 15 Jahren wurde er zum Ponitifex Maximus geweiht.[i]
Heute noch kann am Markt Tor von Ephesus (siehe Bild) der römische Titel jenes Kaisers abgelesen werden: Imperator Caesar Divi filius Augustus – was übersetzt heißt: Cäsar, der göttliche Sohn des Augustus.
Vergleiche: Augustus mit Jesus
- Kaiser Augustus war mit einer Machtfülle ausgestattet, die in der Menschheitsgeschichte einzigartig ist.
Auch Jesus ist König und vom Vater mit einer einzigartigen Machtfülle ausgestattet worden. - Der Kaiser Augustus gab Erlasse raus, die man damals „Euangelion” nannte.
Die Botschaft Jesu nennt man “Evangelium” – frohe Botschaft. - Augustus hat den Bürgerkrieg beendet und Frieden ins römische Reich gebracht (Pax Augusta).
Auch Jesus wird als „Friedefürst“ bezeichnet. - Kaiser Augustus trug den Titel „Pater Patriae“ – Vater Nation.
Jesus lehrte seinen Jünger den wahren Vater kennen: „Vater unser…“ - Der Kaiser wurde im östlichen Teil des Reiches als Gott verehrt.
Jesus ist der Sohn Gottes. Der Apostel Thomas sagte zu ihm: „Mein HERR und mein Gott!“
Jesus, der wahre “Sohn Gottes”
Der Gegensatz kann also krasser nicht sein. Kaiser Augustus, der für sich beanspruchte, der Sohn Gottes zu sein, in Glanz und Gloria aufgewachsen ist und Imperator eines riesigen Reiches wurde. Und im Gegensatz dazu, Jesus, der Sohn Gottes, in Armut geboren und aufgewachsen. Er ist der Herr und Könige über die ganze Schöpfung[ii].
In diesen ersten Zeilen der biblischen „Weihnachtsgeschichte“ verbirgt sich Gottes Programm mit Jesus. Sein Wirken ist im Verborgenen. Es war und blieb ein Geheimnis. Alle Versuche ihn mit Glanz und Gloria, mit Gold und irdischen Kostbarkeiten darzustellen, werden ihm nicht gerecht. Er war und bleibt den Armen, Unvermögenden, Unvollkommenen zugeneigt. Von ihm ist kein Bildnis (wie jenes des Kaiser Augustus) keine Inschrift oder ähnliches erhalten geblieben. Seine Gedanken und Worte hingegen, bestimmen heute noch, das Leben von Millionen von Menschen auf der ganzen Erde.
Zwei Gottessöhne; Augustus und Jesus.
Einer von beiden trägt diesen Namen zu Unrecht.
Im Altertum musste man sich entscheiden
Zwischen dem 2. und 4. Jahrhundert, wurden Christen bei Androhung der Todesstrafe gezwungen, das Bildnis eines römischen Kaisers anzubeten. Viele Christen weigerten sich und wurden so zu Märtyrern.
Dieses schwache Kind aus der Krippe von Bethlehem, tritt als Herausforderer gegen eine übermächtige Welt, mit seinem Pantheon von falschen Göttern an und siegte. Der erste übermächtige Feind war Herodes, der versuchte, Jesus zu beseitigen. Dann wurde Jesus gekreuzigt und seine Anhänger für drei Jahrhunderte von der römischen Staatsmacht verfolgt. Am Ende waren die Verfolger die Unterlegenen, das römische Reich wurde christianisiert und das Christentum zur Staatsreligion erhoben (mit allen seinen negativen Auswirkungen!).
Advent
Die Weihnachtszeit erinnert uns daher daran, dass Gott in Jesus Christus Mensch geworden ist. Er kam in sein Eigentum, um uns die Botschaft Gottes zu bringen, die Erlösung, die Befreiung von allen falschen Göttern.
Was bedeutet Advent für dich?
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In den nächsten Wochen geht dieses Thema weiter.
SK
Endnoten
[i] Auf den Spuren Jesu, Gerhard Kroll, benno Verlag, S.10,11
[ii] „Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben. Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben“ (Luk. 1,31-3)