Die Geschichte von Hans Krähl und seiner Gefangenschaft in der Burg Taufers. Der Test wurde aus dem Großen Hutterischen Geschichtsbuch entnommen und ist von Hans Kräl selbst geschrieben worden:
Autobiographie
Es war an einem Maitag im Jahr 1557.
Ich Hans Kräl war zum evangelistischen Dienst nach Südtirol berufen worden und war im Tauferertal unterwegs, nicht weit von Schloss Taufers entfernt. Die Versammlung, welche wir im Wald abgehalten hatten, war zu Ende und meine Brüder und Schwestern befanden sich auf dem Heimweg. Alles musste natürlich möglichst unauffällig sein, denn unsere Versammlungen waren verboten. Als ich nun frohen Schrittes unterwegs war, begegnete mir auf der Straße der Richter Tahlhammer. Der Richter grüßte mich freundlich und ritt an mir vorbei. Ich erwiderte den Gruß und ging weiter. Da ritt auf einmal der Gerichtsschreiber, der den Richter begleitete, auf mich zu und fragte mich:
„Woher kommst du, ich kenne dich nicht?“.
Ich antwortete: „Aus Taufers, gnädiger Herr“.
Der Schreiber war mit dieser Antwort nicht zufrieden und fragte weiter:
„Was ist dein Geschäft, was dich hierher zu uns führt?“
„Mein Geschäft… ich bin hierher gekommen um meine Brüder und Schwestern zu besuchen“, antwortete ich. Darauf fragte der Gerichtsschreiber:
„Brüder und Schwestern hast du im Tauferertal? Wie heißen sie und wo wohnen sie?“
„Ich habe hier und nicht nur hier viele Brüder und Schwestern. Sie alle lieben Jesus und wir versammeln uns als Gemeinde um Gott anzubeten“, bekannte ich ihm.
„Wusste ich’s doch, du Lumpensack, dass du einer dieser verdammten Sektierer bist, die dem Hutmacher aus Moos anhängen!“.
Ich schwieg, schaute zum Richter auf, der unser Gespräch hoch zu Ross missbilligend mitverfolgte und betete innerlich zu meinem Gott: „Oh Herr, lass diesen Kelch, wenn es möglich ist, an mir vorbei gehen. Aber nicht mein sondern dein Wille geschehe“.
Ich war mit meinen Gedanken noch gar nicht zu Ende, als beide, Richter und Schreiber von ihren Pferden stiegen. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren lösten sie den Gürtel um meine Lenden, um meine Hände damit zu binden. Den Gürtel befestigten sie an das Zaumzeug eines Pferdes und führten mich durch Kot und Schlamm, im Galopp, wie einen Hund zum Schloss.
Als wir im Schlosshof einritten kam der Schlossherr zur Treppe herunter. Der Pfleger, Hans Füger von Taufers war ein strenger und gefürchteter Gerichtsinhaber. Als er jedoch sah wie ich durch das Laufen überanstrengt war und wie die Hände durch den Gürtel abgebunden waren, schalte er den Richter vor allen.
Nun machte sich ein Ritter an mir zu schaffen. Man nahm mir alles ab was ich hatte und legte mich ins Gefängnis.
Zu Pfingsten ließ mich der Pfleger vorführen, band mich an einen Mittelpfeiler der getäfelten Stube und verhörte mich. Er fragte mich über meinen Glauben, der Taufe und den Sakramenten. Als ich ihm meinen Glauben und die göttliche Wahrheit bekannte, drängte er nur noch darauf, dass ich von diesem Glauben abstehen solle. Darauf sagte ich ihnen:
„Ich werde diesen Weg der Wahrheit wie uns das Wort Gottes lehrt, nicht verlassen“.
So wurde ich wieder zurück ins Gefängnis geführt.
Hans Kräl
Quelle:
https://de.wikibooks.org/wiki/Entstehungsgeschichte_der_Hutterer