Im neuen Bund ist vergeben keine Option. Sie ist eine Voraussetzung, die wir erfüllen müssen, um Zugang zum Neuen Bund zu erlangen.

 

Schuldigern

Schuldigern ist kein Wort das wir heute noch benützen. Microsoft zeigt es als Rechtschreibfehler an. Andere Übersetzungen sagen: „Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben haben jene, die an uns schuldig geworden sind.“ Matthäus 6,12

Was will uns Jesus sagen: Vergebung ist keine Option. Wir vergeben, weil uns vergeben wurde.

 

Vater Unser

Das Vater Unser ist das einzige Gebet, das Jesus seinen Jüngern lehrte. Es ist gewissermaßen im Aufbau das Mustergebt im Neuen Bund. „So sollt ihr beten,“ Matthäus 6,9 sagte Jesus. Unser Leben soll durchdrungen werden, durch die Inhalte des Gebetes.

Tatsächlich beten heute Millionen von Menschen täglich das Vater Unser. Leider wird es oft gedankenlos heruntergeleiert.

 

Vergeben die an uns schuldig geworden

Die Vergebung ist bedingungslos. Jemand, ist beispielsweise, an mir schuldig geworden. Er hat mir Schaden zugefügt und entschuldigt sich nicht. Es findet auch keine Wiedergutmachung statt. Vielleicht fühlt sich der „Schuldiger“ sogar im Recht.

Diesem Menschen muss ich vergeben!

Das ist die zentrale Aussage Jesu.

 

Wenn ihr nicht vergebt

„Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, dann wird euer himmlische Vater auch euch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, dann wird auch euer Vater eure Verfehlungen nicht vergeben.“ Matthäus 6,14-15

Das ist dicke Post. Jesus unterscheidet nicht, zwischen großer und kleiner Sünde. Er sagt klar und unmissverständlich; Vergebung ist keine Option. Wenn du Vergebung brauchst und ohne diese bist du kein Kind Gottes, musst du Vergebung aussprechen, egal, ob es dir passt oder nicht.

Martin Luther schreibt in der Auslegung zum Vater Unser: „Vergibst du nun nicht so denke auch nicht, dass dir Gott vergebe.“ [i]

 

Jesus ist DAS Vorbild für eine Person die vergibt

Nachdem Jesus 33 Jahre auf der Erde gelebt hat, nachdem er vor tausenden von Menschen Zeichen und Wunder vollbracht hatte, nachdem er Menschen geheilt, Brot vermehrt hatte, wurde er vom Volk Israel abgelehnt, verspottet, gegeißelt und gekreuzigt. Die Anklage lautete: „Dies ist der König der Juden.Lukas 23,38

Das Volk hatte großes Unrecht über sich gebracht. Jesus hätte das Recht gehabt, von den Engeln befreit zu werden und sich am Volk zu rächen. Währenddessen sagte er: „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“ Lukas 23,34

 

Corrie ten Boom, eine Holocaust Überlebende erzählte über ihre Geschichte des Vergebens

„Es war in einer Kirche in München wo ich ihn traf: einen hageren, hellblonden Mann in einem grauen Mantel, in der Hand einen Filzhut fest umklammert. Die Menschen verließen den Raum im Kellergeschoß, in dem ich soeben gesprochen hatte. Langsam gingen sie an den Holzstühlen entlang dem Hinterausgang zu. Es war 1947, und ich war vor kurzem von Holland in das besiegte Deutschland mit der Botschaft gekommen, dass Gott vergibt.

Die ernsten Gesichter starrten mich an und wagten kaum dies zu glauben. Schweigend standen die Menschen auf, schweigend zogen sie sich ihre Mäntel an, schweigend verließen sie den Raum.

Das war, als ich ihn sah. Er bahnte sich seinen Weg durch die Menge. Einen Augenblick lang sah ich seinen Mantel und den braunen Hut, im nächsten Augenblick die blaue Uniform und eine Schirmmütze mit dem Totenkopf und den gekreuzten Knochen darauf. Die Erinnerung kam wie ein Blitz: der riesige Raum mit seinem kalten Oberlicht, der traurige Haufen der Kleider und der Schuhe in der Mitte des Fußbodens, eine nackte Schande, an diesem Mann vorbeizulaufen zu müssen. Vor mir konnte ich die zierliche Gestalt meiner Schwester erkennen, die Rippen stachen scharf durch die dünne Haut.

Betsie und ich waren verhaftet worden, weil wir während der Besatzung Hollands durch die Nazis in unserem Zuhause Juden versteckt hatten. Dieser Mann war Aufseher im Konzentrationslager Ravensbrück gewesen, wo wir hingeschickt wurden.

Nun stand er mit ausgestreckter Hand vor mir: »Eine wunderbare Botschaft, Fräulein. Wie gut zu wissen, dass, wie Sie sagen, all unsere Sünden auf dem Meeresboden liegen.«

Und ich, die so routiniert über Vergebung gesprochen hatte, fummelte in meinem Notizbuch herum, anstatt seine Hand zu ergreifen. Natürlich würde er sich nicht mehr an mich erinnern. Wie könnte er sich überhaupt an einen Gefangenen unter Tausenden von Frauen entsinnen?

Aber ich konnte mich an ihn und die Lederpeitsche erinnern, die an seinem Gürtel hin und her baumelte. Es war das erste Mal seit meiner Befreiung, dass ich mit meinen Häschern von Angesicht zu Angesicht gegenüber stand. Mein Blut schien mir in den Adern zu gerinnen.

»Sie haben Ravensbrück in Ihrem Vortrag erwähnt«, sagte er, »ich bin dort Aufseher gewesen.

« Nein, er konnte sich wirklich nicht an mich erinnern.

»Aber seit damals,« fuhr er fort, »bin ich Christ geworden. Ich weiß, dass Gott mir meine Gräueltaten von dort vergeben hat. Ich würde es jedoch auch gerne von Ihren Lippen hören. Fräulein,« er streckte seine Hand ein zweites Mal aus, »können Sie mir vergeben?«

Ich kannte es nicht nur als Gebot Gottes, sondern auch aus tagtäglicher Erfahrung. Seit Kriegsende hatte ich in Holland ein Heim für Opfer der Nazigewaltherrschaft aufgebaut. Wer seinen ehemaligen Feinden zu vergeben vermochte, konnte auch bald wieder in die Außenwelt zurückkehren und sein Leben neu in die Hand nehmen, ganz gleich welche physischen Narben zurückblieben. Diejenigen, die ihre Verbitterung hegten, blieben auch geistig Invalide. So einfach und doch so schrecklich war das.

Ich stand immer noch da mit der Kälte, die mein Herz umklammerte.

Vergebung ist jedoch keine Emotion – dies war mir auch klar. Vergebung ist eine Tat des Willens. Der Wille kann tätig sein, egal welche Temperatur das Herz hat.

»Wenn ihr den Menschen ihre Übertretungen nicht vergebt,« sagte Jesus, »wird euch euer himmlischer Vater eure Übertretungen auch nicht vergeben.«

Also legte ich meine Hand ausdruckslos und mechanisch in die mir ausgestreckte Hand. Während ich dies tat, geschah etwas Unglaubliches: ein Strom floss von meiner Schulter aus durch meinen Arm bis hin in unsere vereinten Hände. Diese heilsame Wärme schien völlig durch mich zu strömen und trieb mir die Tränen in die Augen. »Ich vergebe dir, Bruder, «weinte ich, »von ganzem Herzen.«

Für einige Augenblicke hielten wir uns ganz fest: der ehemalige Aufseher und die ehemalige Gefangene. Niemals zuvor hatte ich Gottes Liebe so stark wie in diesem Moment verspürt.[ii]

Wenn wir Jesus unsere Sünden geben, vergibt Er sie nicht nur, sondern Er macht, als ob sie niemals geschehen wären. „

Corrie ten Boom

[i] https://www.evangelischer-glaube.de/stimmen-der-v%C3%A4ter/luther-vaterunser/

[ii] https://endzeitinfo.wordpress.com/2014/12/17/vergebung-lernen-corrie-ten-boom/

Heilung und Vergebung – zwei Seiten einer Medaille

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