Hand aufs Herz! Wer hat sich schon mal mit dem 4. Buch Mose auseinandergesetzt? Ich muss eingestehen, dass mir beim Lesen der ersten beiden Kapitel, in dem die „Numeri“ (Zahlen) Programm sind, bislang meist die Lust am Weiterlesen vergangen ist. Viele von uns kennen z. B. den Aaronitischen Segen:

„Der HERR segne dich und behüte dich. Der HERR lasse sein Angesicht über dir leuchten und sei dir gnädig. Der HERR wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Frieden“ (4. Mose 6,24-26).

Aber die beschriebenen Volkszählungen der Israeliten, die Anordnungen der 12 Stämme um die Stiftshütte und die Vorschriften für den priesterlichen Dienst? Was hat das mit uns im ‚Hier und Jetzt‘ zu tun? Auf den ersten Blick erscheint das 4. Mose Buch vielleicht wenig zugänglich, aber es ist definitiv kein Zufall, dass es Teil der „Heiligen Schrift“ ist. Kürzlich sind mir beim Lesen dieses Buches zwei Dinge über Gottes genialen Heilsplan für uns als sein Volk und für unser persönliches Glaubensleben neu bewusst geworden.

2) Einsicht zur Umkehr

„Denn der HERR, euer Gott, ist gnädig und barmherzig und wird sein Angesicht nicht von euch wenden, wenn ihr euch zu ihm bekehrt (2. Chr. 30,9b).

Als Christen sind wir in der Taufe mit Jesus durch das Schilfmeer „hindurchgezogen“. Er hat uns aus unserem Ägypten, der Sklaverei der Sünde (Röm 6,20) zur Freiheit befreit (Gal 5,1). Und wo befinden wir uns nach diesem Durchzug? In derselben kargen „Wüste“, in der wir denselben Herausforderungen, Versuchungen und geistlichen Kämpfen (vgl. Eph 6,10-20) ausgesetzt sind wie damals das Volk Israel (und später Jesus selbst!). Das Volk Israel reagiert, wie wir als Menschen in solchen Situationen reagieren: „Warum gerade ich/wir? Das ist doch ungerecht! In Ägypten ginge es uns viel besser!“ Die Israeliten machen ihrem Unmut Luft und suchen nach Schuldigen. Und die sind schnell gefunden: Mose und Gott selbst.

Ertappen wir uns nicht auch hin und wieder, wie wir auf dem Weg „durch die Wüste in das verheißene Land“, in die Erfüllung seiner Vision, seiner Berufung für uns gegen Gott lautstark murren: “Warum hast du uns aus Ägypten geführt, dass wir sterben in der Wüste?“ Also ich schon! Manchmal braucht es dazu nur eine starke Erkältung und schon verwandelt sich das, was ein „Fest in der Wüste“ (2. Mo 5,1) sein sollte in ein Konzert aus Jammern und Murren.

Diese Reaktion mag zwar menschlich und nachvollziehbar sein, aber zeugt zugleich auch von Undankbarkeit. Sicher, jeder von uns muss (und darf!) auch mal bei Gott Dampf ablassen. Niemand schafft es auf Dauer einfach die Zähne noch etwas fester zusammenzubeißen und weiterzumachen. So ‚supernatural‘ ist keiner von uns! Aber resignieren und das Ziel aufgeben? Einfach in der Wüste dahinvegetieren?

Das mag zwar wie eine Lösung klingen, ist es aber definitiv nicht! Was also tun, wenn wir „hinfallen“, wenn Glaube, Hoffnung und Liebe nachlassen und sich Misstrauen, Enttäuschung und Gleichgültigkeit in unseren Gedanken und in unserem Herzen wie das Gift der feurigen Schlangen (4. Mo 21,6) ausbreiten? Einfach aufstehen, Krone richten und weitergehen?

Nein, der erste und einzige Schritt weg vom Abgrund ist die Einsicht zur Umkehr. Das Volk Israel macht vieles falsch, aber eines richtig. Es kehrt immer wieder aufs Neue zu Gott um:

“Wir haben gesündigt, dass wir wider den Herrn und wider dich geredet haben.”

Die Israeliten bekommen in der Wüste insgesamt 10 Gelegenheiten (genauso viele wie die Ägypter Plagen), um zuzugeben, dass sie sich verrannt haben. Und Mose legt bei Gott stellvertretend Fürsprache für sie ein.

Das 4. Mose-Buch lehrt uns die Wichtigkeit von „Umkehr und Buße“. Gerade die Wüstenwanderung dient dazu, dass wir, wie das Volk Israel, unsere ägyptischen Verhaltensweisen ablegen, um den Lebensstil im Reich Gottes einzulernen. „Herr, vergib mir/uns“, „Herr, vergib mir/uns unsere Schuld“, erfordert Einsicht zur Umkehr, für die wir jeden Tag aufs Neue unseren Stolz, unsere Scham ablegen und unseren Mut zusammennehmen müssen, um Gott für die Vergebung unserer Fehler, unseres Ungehorsams, für unser Jammern und unser Murren zu bitten.

Aber eins ist zu 100% sicher: Gott wird sein Angesicht nicht von uns wenden, wenn wir uns zu ihm bekehren. Warum? Weil wir in Jesus Christus die Erlösung durch sein Blut haben, die Vergebung unserer Fehler, unserer Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade (Eph. 1,7). Amen.

DA

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