Pilatus aber schrieb eine Anklageschrift Jesu und setzte sie auf das Kreuz; und es war geschrieben: Jesus von Nazareth, der König der Juden. Diese Anklageschrift lasen viele Juden, denn die Stätte, wo Jesus gekreuzigt wurde, war nahe bei der Stadt. Und es war geschrieben in hebräischer, lateinischer und griechischer Sprache.
J0h. 19,19-20
Im Mittelalter hat es einen regelrechten Boom an Reliquien gegeben. Die Kreuzritter brachten ganze Wälder nach Europa zurück, dessen Holz angeblich vom Kreuz Jesu stammte. Nun, ich bin ehrlich gesagt kein Liebhaber von dieser Art von Frömmigkeit. Nichts desto trotz, scheint es mit großer Wahrscheinlichkeit so zu sein, dass die Anklageschrift Jesu, zumindest ein Teil davon, bis in unsere Zeit hinein überlebt hat.
Ich möchte mit euch den Inhalt der Anklageschrift analysieren. Was steht denn drauf, was hatte sie den Menschen damals zu sagen und was sagt sie uns immer noch?
Die Römer haben über die Verurteilten am Kreuz einen Schuldspruch angebracht. Das war bei Jesu so, aber auch bei vielen anderen „Verbrechern“. Ja, sie haben richtig gelesen. Wenn Jesus für die römische Justiz kein Verbrecher gewesen wäre, hätten sie ihn nicht verurteilt. Jesus hat Hochverrat begangen. Für die Juden, weil er sich Gottes Sohn nannte. Für die Römer, weil er sich „König“ nannte. Dieser Titel wurde vom Kaiser zuerkannt , so wie es bei Herodes der Fall war. Wer sich diesen Titel selbst zuerkannte ohne die Zustimmung des Kaisers in Rom, war des Hochverrats schuldig.
Nun aber der Reihe nach:
Der Titulus fängt in hebräischer Schrift an. Das erste Wort ist der Namen Jesus (ישו).
Was ist die Bedeutung des Namens Jesus?
„..da erschien ihm der Engel des Herrn im Traum und sprach: Josef, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn was sie empfangen hat, das ist von dem Heiligen Geist. Und sie wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden.“ Mt 1,20-21
Jesus ist die griechische Übersetzung des hebräisch-aramäischen Namens Jeschua, welcher bedeutet: Gott rettet.
Der Name Jesu ist zugleich Gottes Programm!
In Jesus war Gott. Dieser kam zu uns Menschen, um uns die Rettung anzubieten. Ohne Jesus, sind wir für Gottes Plan verloren. Als Jesus noch mit seinen Jüngern unterwegs war sagte er: „Und ich, wenn ich erhöht werde von der Erde (am Kreuz), so will ich alle zu mir ziehen.“( Jh. 12,32) „Er ist die Versöhnung für unsre Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt.“ 1. Joh. 2,2
Ich weiß, diese Sprache ist nicht leicht zu verstehen. Ich möchte deshalb eine Geschichte erzählen, die sich im Süden Russland zugetragen hat:
Im Mittelalter hat es einen strengen und harten Fürsten gegeben. Sein Name war Schamil. Er war bekannt für seine räuberischen Feldzüge und seine eiserne Disziplin. So gab er zur Abschreckung die Parole aus: „Wer sich von meinen Leuten an der Beute vergreift, wird mit 40 Peitschenhieben auf den bloßen Rücken bestraft. Eines Tages wird ihm gemeldet, dass seine Mutter sich an der Beute vergriffen habe. Seine Untertanen waren nun gespannt, was der Fürst tun werde? Wird er bei seiner Mutter Gnade vor Recht walten lassen? Dann werden seine Untertanen sagen, er sei kein gerechter Fürst. Wird er die Strafe an seiner Mutter vollstrecken lassen? Dann werden die Menschen sagen, er sei unbarmherzigen und brutal.
Das ganze Volk wartete nun gespannt auf den Prozesstag, an dem seine Mutter verurteilt werden sollte. Die Mutter wurde nun dem Richter vorgeführt und der Richter erklärt sie eindeutig für „schuldig“. Zögernd schaute der Peitschenknecht auf den Fürst. Wird er das Urteil bestätigen oder annullieren? Der Fürst entscheidet: „Die 40 Peitschenhiebe werden ausgeführt!“ Der Folterknecht holte nun die Peitsche. Die Mutter stand vor ihrem Sohn, dem Fürsten, sah ihn an und sagte: „Ich werde diese Strafe nicht überleben, mein Sohn.“ Auf Befehl des Richters wird die Mutter am Bock festgebunden. Als die Vollstreckung der Strafe begann, sprang der Fürst zu seiner Mutter, entblößte seinen Oberkörper und legte sich schützen über den gebeugten Rücken seiner Mutter und rief: „Schlag zu! Schlag zu!“. Pfeifend klatschte die Peitsche auf den Rücken des Fürsten.
So übernahm er die Strafe seiner Mutter. Die Strafe war vollzogen, die Schuld war gesühnt. Genauso, wie dieser Fürst, der die Strafe der Mutter übernahm, will Jesus unsere Schuld auf sich nehmen. „Gott rettet“, der Name Jesu ist Gottes Errettungsprogramm für uns verlorene Menschen!
Das Wort kommt von der Ortschaft Nazareth, in welcher Jesus aufgewachsen ist. In Hebräisch heißt der Ort Nasara (נצר ), so wie es in hebräischer Sprache, auf der Schuldtafel zu lesen ist.
„Josef (der Vater Jesu) kam und wohnte in einer Stadt mit Namen Nazareth, damit erfüllt würde, was gesagt ist durch die Propheten: Er soll Nazoräer heißen.“(Mt. 2,32)
Unter den Rückwanderern aus der babylonischen Gefangenschaft, gab eine Großfamilie, die ihre Abstammung auf den König David zurückführte und sich nach einer Weissagung vom Propheten Jesaja (11,1) “Nazoräer” (Spross) nannten. Ein Teil von ihnen ließen sich in Galiläa nieder und gaben dem Ort den Namen “Nazara “, also Nazareth.
Das lateinische Wort Rex bedeutet König.
„Da fragte ihn Pilatus: So bist du dennoch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König.“ Joh 19,37
Nach römischem Recht, war Jesus damit des Hochverrats für schuldig befunden. Man darf nicht außer Acht lassen, dass Jesu wirklich aus königlichem Geblüt stammte. Beide elterlichen Linien, die von Maria und Josef, gehen zurück auf den König David, dem großen König Israels. So ist es nicht verwunderlich, dass Pilatus genau dies als Schuldspruch auf sein Kreuz anbringen ließ: „Jesus von Nazareth König der Juden.“
Die Königsfrage war schon bei der Geburt Jesu ein Thema, das die Gemüter in Jerusalem erhitzte: „Als Jesus geboren war in Bethlehem, in Judäa, zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten. Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem.“ (Mt. 2,1-3)
das heißt übersetzt: der Juden
Die Juden haben Jesus, ihren Rex verworfen. Sie schrien: Kreuzige ihn (Mk 15,13). Da war kein Platz für ihn, den König des Friedens (Jes. 11,1), sie zogen einen anderen Messias vor. Pilatus fragte die Juden, „Wen soll ich euch losgeben, Jesus Barabbas oder Jesus, von dem gesagt wird, er sei der Christus?“ (Mt 27,17) Jesus Barabbas oder Jesus Christus. Zwei Jesuse. Die Qual der Wahl. Der erstere Jesus war ein jüdischer Zelot und er kämpfte für die Befreiung von der römischen Vorherrschaft mit Waffengewalt. Der zweite Jesus kämpfte mit den Waffen der Liebe, für die Befreiung von Sünde, Tod und Teufel.
Der Schuldspruch Jesus ist klar: Hochverrat; er hat sich zum König der Juden, ohne Zustimmung des Kaisers gemacht.
Wollen wir nur den Jeschua, den “GOTTES RETTER” (die Freikarte für den Himmel) oder wollen wir auch den REX, den König, der für Gott regiert?
Eigentliche haben wir diese Wahl gar nicht, denn Jesus ist König:
„Und Jesus trat herzu und sprach zu ihnen: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“ Mt. 28,1
SK